Pressemitteilung vom 02.06.2023 Hamburg.
Gut drei von vier Befragten begrüßen den Trend zur Ambulantisierung von medizinischen Behandlungen und Operationen „sehr“ oder „eher“, und zwar unabhängig vom Versichertenstatus und vorangegangenen Krankenhausaufenthalten in den letzten drei Jahren. Mit dieser Meldung macht aktuell der Asklepios-Krankenhauskonzern Schlagzeilen. Er hatte das Institut Toluna mit einer Online-Befragung beauftragt, nach der 60 Prozent der Befragten sich anstelle eines stationären Aufenthalts eher für eine ambulante Operation entscheiden würden. Als geeigneten Ort für einen ambulanten Eingriff bevorzugen der Umfrage zufolge 54 Prozent ein Krankenhaus, lediglich 46 Prozent würden sich lieber in einer Praxis operieren lassen.
Der Umfrage ist weiterhin zu entnehmen, dass Krankenhäuser – im Vergleich zu Operationen bei niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten – in puncto Ausstattung und Sicherheit bei den Befragten besser abschneiden. Außerdem gaben Asklepios zufolge drei von zehn gesetzlich Versicherten an, durch eine ambulante Operation im Krankenhaus lange Wartezeiten auf Termine bei niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten vermeiden zu wollen.
Der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) wertet diese Form der Darstellung als bewusste Diskreditierung ambulanter OP-Zentren. „Wir wissen alle, dass man mit suggestiver Fragestellung Umfrageergebnisse beeinflussen kann“, meinte der BNC-Vorsitzende Jan Henniger. „Asklepios versucht mit dieser Art von Umfragen gezielt, ein ungünstiges Bild von OP-Praxen zu zeichnen, deren Leistungen weniger sicher und weniger ganzheitlich als entsprechende Leistungen im Krankenhaus sind.“ Dies sei unseriös und in vielen Punkten sogar unrichtig. „Wir niedergelassenen Operateurinnen und Operateure bieten seit jeher ambulante Versorgung an, die direkt auf unsere Patientinnen und Patienten abgestimmt ist. Sie bekommen eine persönliche Betreuung durch den behandelnden Arzt bzw. die behandelnde Ärztin – von der Aufklärung über die Operation bis zum Abschluss der Behandlung.“ Die hohe Versorgungsqualität beim ambulanten Operieren im niedergelassenen Bereich spiegelt sich in hohen Zufriedenheitsraten bei Patientenbefragungen wie AQS1, wonach regelmäßig deutlich über 90% der Befragten die Qualität des ambulanten Eingriffs als gut oder sehr gut bewerten und sich – falls erforderlich – erneut ambulant operieren lassen würden.
Der BNC-Vorsitzende erinnerte auch daran, dass die meisten Kliniken in ihrer Organisationstruktur überhaupt nicht auf das ambulantes Operieren ausgelegt sind. „Und falls sie ambulant operieren, übergeben sie die Nachbetreuung meist an uns Niedergelassene.“ Für ihn ist deshalb klar, dass die veröffentlichte und von den Medien wie so häufig unkritisch verbreitete Umfrage in erster Linie dem Ziel dient, das fragile Vertrauen der Bevölkerung in die Krankenhauslandschaft zu kitten. „Angesichts des zunehmenden Drucks auf die Krankenhäuser soll offenbar der flächendeckende Einstieg in das ambulante Operieren in der Öffentlichkeit vorbereitet werden.“
Über den BNC
Der BNC ist der Berufsverband der freiberuflichen Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland, deren Interessen er durch einen Bundesvorstand sowie 20 regionale Landesverbände (ANC) vertritt. Er engagiert sich für die Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder und setzt sich für eine Förderung der ambulanten chirurgischen Behandlung sowie des interdisziplinären Austauschs ein. Der Verband führt hierzu auf Bundesebene den Dialog mit Politik, Krankenkassen, Wirtschaft und anderen Berufsverbänden.