Pressemitteilung vom 24.11.2021 Hamburg.

    Jeder von uns niedergelassenen Chirurginnen und Chirurgen kennt die Situation: Ein Notfallpatient mit einer blutenden Wunde steht an der Anmeldung unserer Praxis. Akutpatienten wie er werden natürlich priorisiert versorgt. Es gilt also, die Wundversorgung vorzubereiten, den Patienten abzuschirmen, ihn zu lagern und überwachen. Nur noch schnell die elektronische Gesundheitskarte (eGK) einlesen… und da passiert es. Systemabsturz! Heute schon zum fünften Mal.

    Dabei habe ich als Praxisbesitzer doch alles richtig gemacht: In meiner Praxis findet man die neueste Hardware – und zwar nicht nur in einfacher Ausführung, sondern gleich fünfmal angeschafft, um die Praxisabläufe besser zu gestalten (davon viermal auf eigene Kosten). Wir haben immer alle aktuellen Updates aufgespielt. Alle Mitarbeiterinnen wurden X-mal eingewiesen. Vor uns steht der uns gewogene der Patient. Unsere Dokumentation, das Monitorring, ja später die Abrechnung – alles hängt an der fehlenden Möglichkeit, den Fall jetzt zügig anzulegen. Nachdem schon solche Routineeingaben nicht zuverlässig funktionieren, soll nun auch noch eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) auf den Weg gebracht werden?

    Wir müssen immer mehr elektronische Dokumentation und Datenverarbeitung bewältigen. All dies wurde im Wesentlichen als Vorschriften und auf Wunsch der Krankenkassen eingeführt. Es geht um das Sammeln von Daten zu Abrechnungszwecken, zur Lenkung von Patientenströmen. Aber eben nicht um die bessere Versorgung unserer chirurgischen Notfallpatienten. Denn sonst würde mir die Versicherungskarte schnell alle notfallrelevanten Daten – wie Allergien, Unverträglichkeiten, Blutverdünnung etc. – präsentieren. Genau das kann sie aber aktuell nicht! Stattdessen also soll die magische Karte eAU-tauglich werden. „Nun gut, kann sie auch nicht“, sage ich. „Geht wunderbar“, sagt der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung.

    Anruf bei meinem EDV-Dienstleister: Der eingangs erwähnte Systemabsturz beim Einlesen der eGK ist „aufgrund einer Programmierungsstörung“ aufgetreten. „Ein Einzelfall“, versichert man mir. Im Kollegen-Chat erfahre ich allerdings, dass alle anderen in letzter Zeit ähnliche Probleme hatten. Das klingt alles zunächst einmal relativ harmlos, ist aber nur eine Facette einer besonders dunklen Seite der Innovationen, die die ärztliche Kunst und das Arbeiten zugrunderichten. Statt die Arbeit meiner wertvollen Mitarbeiterinnen besser zu honorieren, investiere ich Geld in Hardware, die aus Dank dafür nicht funktioniert, zumindestens in keinen Fall zuverlässig. Dabei ist Zuverlässigkeit genau das, was ich für die Versorgung des Notfallpatienten brauche.

    Wenn die Technik mal wieder streikt – und nicht nur dann – ist die einzige Rettung meine ‚Perle‘ an der Anmeldung und im OP. Ihre Lohnsteigerungen und die ihrer ebenso unverzichtbaren Kolleginnen werden schon lange nicht mehr über unsere Vergütung via EBM oder GOÄ abgebildet. Mal abgesehen davon, dass der Tariflohn schon seit langer Zeit nicht mehr konkurrenzfähig mit der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst ist.

    Wir werden unter Androhung von Strafmandaten gezwungen, in Hardware statt in ‚Perlen‘ wie unsere Helferinnen zu investieren. Aus Sicht des Berufsverbandes Niedergelassener Chirurgen (BNC) muss diese fatale Entwicklung zeitnah ein Ende haben: Wer bestellt, der bezahlt! Wer high-End-EDV mit maximalen Datenschutz haben möchte, der soll auch high-End-Hardware und EDV zur Verfügung stellen und 1:1 dafür bezahlen. Wir sind schon viel zu lange in Vorleistung gegangen. Unsere Aufgabe ist es, high-End-Praxisangestellte und ärztliche Kunst auf höchsten Niveau zu bieten. Das können wir, und das tun wir mit Leidenschaft.

    Über den Autor

    Dr. Frank Sinning ist stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbands Niedergelassener Chirurgen (BNC). Er ist Facharzt für Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Notfallmedizin und in Nürnberg niedergelassen. In seiner Kolumne ‚Aufreger des Monats‘ widmet er sich regelmäßig mit spitzer Feder aktuellen Ärgernissen aus dem chirurgischen Berufsalltag.
    Kontakt: drfranksinning@t-online.de

    Über den BNC

    Der BNC ist der Berufsverband der freiberuflichen Chirurginnen und Chirurgen in Deutschland, deren Interessen er durch einen Bundesvorstand sowie 22 regionale Landesverbände (ANC) vertritt. Er engagiert sich für die Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder und setzt sich für eine Förderung der ambulanten chirurgischen Behandlung sowie des interdisziplinären Austauschs ein. Der Verband führt hierzu auf Bundesebene den Dialog mit Politik, Krankenkassen, Wirtschaft und anderen Berufsverbänden.

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    Caroline Backes presse@bncev.de

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