In diesen Tagen ist in nahezu allen Medien zu lesen, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine klare Kehrtwende beim ambulanten Operieren fordert. Eine entsprechende Pressemitteilung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wurde z. B. von Zeit Online, RTL, Stuttgarter Zeitung und dem Deutschen Ärzteblatt aufgegriffen. Kernaussage darin: Mindestens ein Viertel aller Klinikbehandlungen könnten und sollten eigentlich ambulant erbracht werden, als Beispiele werden Leistenbruch- und Gelenkoperationen genannt, nach denen Patientinnen und Patienten noch am selben Tag wieder nach Hause gehen könnten.

    Hintergrund der gewaltigen Medienresonanz ist ein Video-Interview mit KBV-Chef Dr. Andreas Gassen, das die Selbstverwaltung am 13. Juli 2023 auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Darin hatte Dr. Gassen mehr Tempo bei der Ambulantisierung gefordert: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach müsse den Ankündigungen Taten folgen lassen und „dokumentieren, dass er wirklich an einer echten Ambulantisierung Interesse hat“. In einer gemeinsamen Presseerklärung hatten zuvor die KBV, der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) und der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) das schleppende Vorgehen des BMG in Sachen Rechtsverordnung kritisiert. Offenbar plane das BMG, „eine verschwindend kleine Zahl von Eingriffen, die anscheinend nur bedingt in der vertragsärztlichen Versorgung angesiedelt werden können, dahingehend überprüfen zu lassen, ob diese nicht doch ambulant erbracht werden können“, heißt es darin. Diese Überprüfung solle unter anderem das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus vornehmen. Das wirke wie eine Alibiveranstaltung.

    Ein echter Wettbewerb sei nur mit gleichen Zugangsvoraussetzungen und gleicher Vergütung möglich, zeigten sich KBV, SpiFA und BDC einig. Aber offenbar wolle die Politik die bestehenden Verhältnisse zementieren, dabei sei es in der Wissenschaft unbestritten, dass in Deutschland im internationalen Vergleich viel zu viele Eingriffe noch ausschließlich stationär durchgeführt würden – zu deutlich höheren Kosten.

    Die Klinikbranche reagierte erwartungsgemäß ablehnend auf die Forderung nach mehr praxisambulanten Operationen. Gegenüber der Presse erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgeselleschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß: „Der Vorschlag klingt gut, ist aber völlig unrealistisch.“ Schon heute müssten gesetzlich Versicherte viele Monate, teils weit über ein halbes Jahr auf Termine beim Facharzt warten. „Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie sich dieser Zustand noch weiter verschlechtern würde, wenn jetzt noch zusätzlich Millionen von Patientinnen und Patienten aus den Krankenhäusern auf ambulante Operationen in den Arztpraxen warten müssten.“

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